LVR Museum in Solingen

Eine „Werkstatt für die Welt“ – Das LVR-Industriemuseum in Solingen

Einst war die Stadt Solingen bekannt für ihre Schneidwarenherstellung – und zwar bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Heute erinnert uns das LVR-Industriemuseum mit Hendrichs Gesenkschmiede an eben jene vergangene Zeit. Denn auch heute kann man noch erleben, wie Scherenrohlige aus rot glühenden Spaltstücken und jede Menge Getöse geschmiedet werden. Hier knallt es. Hier zischt es – und das alles im Zeichen einstiger, gelebter Geschichte. Die Gesenkschmiede Hendrichs ist das Schmuckstück des LVR-Industriemuseums in Solingen. Denn für ein ganzes Jahrhundert (1886-1986) wurden hier Scheren-Rohlinge nicht nur geschmiedet, sondern auch verarbeitet. Das Museum ist ein Ankerpunkt und zählt zur Europäischen Route der Industriekultur und ist darüber hinaus Bestandteil des Netzwerkes „Industriekultur Bergisches Land“.

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Die Geschichte der Schmiede

Das Klingengewerbe im Raum Solingen war schon zu Zeiten des Mittelalters florierend. Grund hierfür liegt in der günstigen geografischen Lage. Denn die zahlreichen Wasserläufe und die Nähe zu Erzgruben im nahen Siegerland sowie Wälder, die Holzkohle lieferten, machten das Geschäft mit der Klinge zu einem wirklich lukrativen. Was eins als Klingengewerbe begann, entwickelte sich dann im Laufe der folgenden Jahrhunderte zu einem Schneidwarengwerbe, mit ähnlich vielversprechendem Erfolg. Gerade in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts erlangte die Scheidekunst aus Solingen weltweites Ansehen.

Siehe auch: Deutsches Klingenmuseum in Solingen

Die Gesenkschmeide Hendrichs wurde von zwei Brüdern 1886 in Solingen gegründet. Es waren motivierte und innovativ denkende Brüder, so dass ihre Unternehmung in nur wenigen Jahrzehnten zu einer der größten Gesenkschmeiden in Solingen und Umkreis wachsen konnte. Ihr Erfolg lag dabei in der Mechanisierung des Schmeidevorgangs. Die Brüder Hendrichs waren nicht nur Vorreiter auf dem Gebiet der Modernisierung des Handwerks. Sie gelten als typisches Musterbeispiel für eine Entwicklung von der Handschmeidekunst zur industriellen Fertigung. Nach 100 Jahren Betriebstätigkeit wurde das Unternehmen geschlossen und unmittelbar vom Landschaftsverband Rheinland in ein Museum mit Schaubetrieb umgestaltet, dass 1999 offiziell seine Worten für den Museumsverkehr öffnete. Das besondere am Solinger Standort? Es sind noch alle Maschinen und andere Werkzeuge im Original erhalten. Selbst der Waschraum ist noch so, wie er vor hundert Jahren war.

Heute können Besucher auf über 3500 m² Ausstellungsfläche in eine längst vergangene Zeit eintauchen. Denn es knall und zischt noch genauso wie vor hundert Jahren. Es wird mit Schraubstock und Maschinen gearbeitet, die von den Brüdern Hendrichs aufgebaut wurden. Noch heute werden, wie damals, Scherenrohlinge hergestellt, die anschließend sogar von den Museumsbesuchern erworben werden können. Besonders interessant ist das Museum auch Schulklassen. Denn das LVR-Industriemuseum Solingen bietet ein nach Schul- und Jahrgangsstufen differenziertes Angebot. Hinzu kommen Programmergänzungen für Familien und Kindern, die Schmiede- und Kreativworkshops miteinschließen.